Markus Sternlieb

- Ein Baumeister verändert das Gesicht seiner Stadt

Die Ebert Siedlung in Bildern - früher und heute

Allgemeines über die Ebertsiedlung
Der Ebertpark und die Ebertsiedlung waren bis 1925 eine große Gartenanlage. Innerhalb von 2 Jahren wurde sie von Sternlieb erbaut. Gleichzeitig wurde eine gute Infrastruktur aufgebaut. Sozialeinrichtungen wie Kliniken, Planschbecken für Kinder, Waschraum etc. wurden auch eingerichtet. Zu der Zeit war die Ebertsiedlung eine der modernsten Wohnsiedlungen Deutschlands. Sie hatte ein eigenes Fernheizwerk für Heizung und warmes Wasser. Es wohnte dort die gehobene soziale Schicht, für die Arbeiter waren die Mietforderungen zu hoch. Heute steht die Ebertsiedlung unter Denkmalschutz.

 

Die Ebertstraße vor dem Krieg

Vorkriegszeit

Der 2. Weltkrieg
Friesenheim wurde in der Nacht vom 5. auf den 6. September 1943 bombardiert. Hunderte von Menschen wurden dadurch obdachlos. Im Jahr 1944 erlitt die Ebertsiedlung schwerste Bombenschäden. Das Fernheizwerk und der Waschraum wurden zerstört. 33 Prozent der Wohnungen der GAG wurden unbewohnbar. 55 Prozent erlitten schwerste Schäden. Nur 12 Prozent blieben ohne größere Schäden. Nach dem Krieg wurden die Wohnungen mit primitivsten Mitteln wieder bewohnbar gemacht worden. In den Wohnungen wurden Kohleöfen aufgestellt und Ofenrohre dienten als Kaminersatz. Als Rauchabzug wurden kurzerhand Löcher in die Wände oder sogar in die Fensterscheiben geschlagen.

 

Die Nachkriegszeit
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Hindenburgpark wieder in Ebertpark umbenannt und die Hitlerstraße hieß Ebertstraße. Vor Adolf Hitlers Machtantritt hatte sie den Namen Hindenburgstraße getragen. In den 50er Jahren wurden von der GAG Schornsteine eingebaut. Zuerst wurden die Wohnungen mit Koks und danach mit Gas beheizt. 1958 konnte die GAG den Wiederaufbau abschließen.

In den 50er Jahren wurde bedingt durch den Wohnungsmangel die Ebertsiedlung als komplette Anlage, wie wir sie heute kennen vervollständigt. Wohnblöcke in der Bremserstraße und in der Benzstraße wurden hinzugebaut.

In den 60ern wurde wieder ein Waschraum eingebaut. Jahr für Jahr verkleinerte er sich, bis er ganz abgeschafft wurde. Der Grund dafür war, dass die Menschen sich Waschmaschinen kaufen konnten. Die Ebertsiedlung besitzt heute 703 Wohnungen. Zur Zeit leben dort viele ältere Menschen, aber auch Menschen mit sozialen Problemen wie Sozialalhilfeabhängigkeit und Arbeitslosigkeit.

Durch die eingeleiteten Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen gewinnt die Siedlung derzeit wieder an Attraktivität.

 

Erinnerungen eines Zeitzeugen
- Dr. Friedhelm Borggrefe
(Pfarrer in der nahe gelegenen Friedenskirche von 1965 - 1978)
Dr. Borggrefe erinnert sich mit Freude an die Arbeit in der Ebertsiedlung. Die modernen Wohnungen mit durchdachtem Grundriss und relativ günstigen Mieten zogen eine gemischte Wohnbevölkerung an. So wohnten hier nicht nur Ärzte (Klinikum), sondern auch Lehrer, städtische Angestellte, Mitglieder des renommierten Pfalzorchesters und sogar Altoberbürgermeister Valentin Bauer. Dies führte zu einem aktiven Gemeindeleben.

Die Siedlung war damals für die Stadt profitabel, da die Wiederaufbaukosten abgeschrieben waren und die eingehenden Mieten als Gewinn verbucht werden konnten. Borggrefe beklagt, dass die Stadt lange Jahre diese Siedlung vernachlässigt habe, was eine Abwanderung der Familien nach sich gezogen habe und schließlich zur Überalterung der Wohnbevölkerung geführt habe. Die Umsiedlung finanzschwacher Bevölkerungsschichten im Zuge der Hemshofsanierung Ende der 60er Jahre habe weitere Probleme geschaffen. So sah sich die vorher sehr aktive Kirchengemeinde zunehmend mit Problemen, wie Armut, Krankheit und Einsamkeit konfrontiert. Auch die Schließung von Ladengeschäften, so fehlt bis heute die Metzgerei, die Auflösung der Polizeistation ließen nach Dr. Borggrefe die Attraktivität des Wohngebietes sinken. Eine Aufwertung, wie sie heute durch die Sanierung betrieben wird, war dringend nötig.

Gespräch mit Walter Braun,
dem Leiter des technischen Bereiches der GAG
Wir trafen uns am 5.04.2005 mit Herrn Braun direkt an der Ebertsiedlung und besichtigten Teile der Siedlung vor und nach der Sanierung. Er begründet die Notwendigkeit der Sanierung mit der „baulichen Erosion“, die das Wohnen in der Ebertsiedlung für weite Bevölkerungskreise wenig attraktiv gemacht habe. In einem langfristig angelegten Sanierungsprogramm werden nacheinander alle 6 Höfe saniert. Ziel dieser Sanierung ist die Modernisierung der Wohnungen (Bäder), die Senkung der Energienebenkosten durch Dämmung der Außenwände, der Kellerdecken und der oberen Geschossdecken und durch den Einbau neuer Fenster. Außerdem werden die alten Balkone abgebrochen und durch vorgeblendete Neukonstruktionen ersetzt, da die ins Mauerwerk eingelassenen alten Betonplatten als Kältebrücken wirken. Dadurch wird der Energieverbrauch von 25 l Heizöl pro Quadratmeter auf 5 l gesenkt. Dieser Energiebedarf soll durch das Fernwärmenetz, das an die Müllverbrennungsanlage angeschlossen ist, gedeckt werden.

Diese Maßnahmen senken nicht nur die Nebenkosten der Mieter, der geringere CO2-Ausstoß trägt zum Umweltschutz bei, die Sanierungsmaßnahmen sichern über längere Zeit Arbeitsplätze im Baugewerbe. Die renovierten Wohnungen werden problemlos und ohne Verzug vermietet.

Hier ein kleiner Ausschnitt des Interviews:
Herr Braun welche Menschen wohnen hier in der Ebertsiedlung?
Die Ebertsiedlung liegt mit einem Anteil über 60-jährigen Menschen von 33 Prozent über dem Gesamtschnitt der Stadt, der bei 20 Prozent ist. Es leben also mehr ältere Menschen hier.
Welche Wohnungen sind denn am beliebtesten?
Ich würde sagen die Drei- und vier Zimmerwohnungen
Was ist denn, das Ziel der Sanierung?
Die GAG versucht durch die Sanierung mehr „junge Familien“ anzulocken.


vorher


nachher


vorher


nachher

Interview mit einer Bewohnerin der Friedrich-Ebert-Siedlung:
Frau G. Weiß, die 62 Jahre alte Rentnerin, wohnt mit ihrem Mann M. Weiß, in der Ebertstraße 14, sie hat sich auf ein Interview mit uns eingelassen:
Seit wie vielen Jahren wohnen Sie in der Ebert-Siedlung?
Vor 20 Jahren bin ich mit meinem Mann hierher gezogen.
Wieso haben Sie sich entschlossen hierher zu ziehen?
Weil es hier preiswerte schöne Wohnungen gegeben hat, außerdem hat mein Mann eine Stelle bei der BASF hier in Ludwigshafen bekommen. Außerdem habe ich zwei Kinder, eine Tochter und einen jüngeren Sohn. Mein Sohn war gerade in dem Alter eine weiterführende Schule zu besuchen, da bot sich dieses Viertel an, da in der Nähe das Max-Planck-Gymnasium liegt.
Befinden sich, ihrer Meinung nach, in diesem Viertel viele Ausländer?
Nein eher nicht auffallend viele.
Wie kommen Sie mit ihren Mitbewohnern klar?
Eigentlich habe ich eine freundliche Nachbarschaft, ich gehe sogar des Öfteren mit meiner Freundin in den Ebertpark spazieren. Meinem Mann ist es wegen gesundheitlichen Umständen nicht mehr so oft möglich mit mir an die frische Luft zu gehen. Daher sind wir auch vom 3. Stock ins Erdgeschoss gezogen.
Welche schönen Plätze würden Sie in der Ebert-Siedlung empfehlen?
Die Innenhöfe sind teils schon schön saniert. Der Ebertpark hat auch seine schönen Seiten, gute Sitzmöglichkeiten sind vorhanden, außerdem finde ich die Bepflanzungen im Frühling sehr ansehenswert.
Wie viele Zimmer hat ihre Wohnung? Und wurde sie schon saniert?
Ich lebe in einer 3-Zimmerwohnung, da ich näher am Ebertpark wohne und die Sanierung von der anderen Seite beginnt, wird meine Wohnung voraussichtlich erst 2007 saniert.

Dann bedanken wir uns herzlich für das nette Gespräch mit Ihnen und wünschen noch einen schönen Tag.

Sanierung
50 Millionen Euro sollen aufgewendet werden, um das Ebert-Viertel in Friesenheim zu einem Magneten für „mittelständische, junge Familien“' zu machen, die es schon bald in die denkmalgeschützte Siedlung ziehen soll. Die von der GAG geplante Neugestaltung des Wohnviertels gliedert sich in drei Segmente: So sollen zum einen die großen Wohnungen gründlich saniert werden. Bäder, Dächer, Balkone, sowie die gesamten Gebäude sollen erneuert werden. Das zweite Sanierungs-Segment betrifft die kleinen Wohnungen jeweils zwei solcher Wohnungen sollen zu einer 100-Quadratmeter-Wohnfläche zusammengelegt werden. Um dieses Vorhaben umzusetzen muss man „Haus für Haus leer wohnen“'. Die GAG setzt dabei auf Faktoren „natürlicher Fluktuation“ wie „Sterbefälle, Pflegefälle, oder Wegzug“ denn die Ebert-Siedlung ist überaltert.

Im dritten Abschnitt soll das Wohnumfeld neu gestaltet werden, wie zum Beispiel: Spielplätze, Garagen und Stellplätze. Doch die genaue Bedarfsplanung kann noch nicht erstellt werden, da diese von der Stadtentwicklung abhängig ist. Denn man kann den Bedarf erst abschätzen, wenn die neuen Mieter tatsächlich eingezogen sind.

 

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