Markus Sternlieb

- Ein Baumeister verändert das Gesicht seiner Stadt

Der Ebertpark

Der Ebertpark in Ludwigshafen wird auch als die „grüne Lunge“ Ludwigshafen bezeichnet. 1924 wurde der Bau des Ebertparks von der Stadt und den Gartenbau- und Landschaftsverbänden veranlasst, der Park musste am 28. Mai 1925 fertig gestellt sein, da an diesem Tag die Süddeutsche Gartenbauausstellung (SÜGA) im Ebertpark stattfinden sollte. Deshalb bezeichnet man dieses Datum auch als die „Geburtsstunde des Ebertparks“.

Um dies zu ermöglichen, schufen Tausende sogenannter „Notstandsarbeiter“ aus dem kaum genutzten Altrheingebiet in wenigen Monaten einen herrlichen Park, der mehrere Ausstellungshallen und verschiedene gastronomische Angebote vorweisen konnte.

Der Park verdankt seinen Namen dem sozialdemokratischen Politiker Friedrich Ebert, der von 1919 bis 1925 Reichspräsident war.

Innerhalb kurzer Zeit wurde der Ebertpark zum beliebtesten Freizeitpark Ludwigshafens, kostete jedoch noch Eintritt. Der Park galt früher als Treffpunkt für Menschen aller Generationen, wobei er heute hauptsächlich als Erholungsort genutzt wird. Die Wahrzeichen des Ebertparks sind früher wie heute das Sternbecken, das Turmrestaurant sowie der Eingang. Zu den jährlichen Höhepunkten im Park gehört das Parkfest, das jährlich im Juni stattfindet. Zudem wird er durch regelmäßige Veranstaltungen in der Friedrich-Ebert-Halle populär. Da die Großveranstaltungshalle in den Park integriert ist, werden Gäste der Ebert-Halle automatisch dazu animiert, den Ebertpark zu besichtigen.

Friedrich Ebert

1871

4. Februar: Friedrich Ebert wird als Sohn des Schneidermeisters Karl Ebert und seiner Frau Katharina (geb. Hinkel) in Heidelberg geboren.

1885-1888

Sattlerlehre.

1889

Er begibt sich auf Gesellenwanderschaft. In Mannheim kommt er mit der sozialistischen Bewegung in Kontakt. Er tritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein und engagiert sich gewerkschaftlich.
August: Er wird Schriftführer des Sattlerverbandes in Hannover.

1889-1891

Da er wegen seiner politischen Tätigkeit auf der "schwarzen Liste" der Polizei steht, wechselt er ständig seinen Wohnort. In Kassel, Braunschweig, Elberfeld-Barmen, Remscheid, Quakenbrück und Bremen gründet und leitet er örtliche Zahlstellen des Sattlerverbandes.

1891

Ebert lässt sich in Bremen nieder. Er finanziert seinen Lebensunterhalt durch Gelegenheitsarbeiten.

1891-1905

Zeitweise ist er Vorsitzender der Filiale des Sattlerverbandes und des Gewerkschaftskartells in Bremen.

1893

Er wird Lokalredakteur der "Bremer-Bürgerzeitung".

1894

Mai: Heirat mit der Arbeiterin Louise Rump.
Nach der Hochzeit pachtet er eine Gastwirtschaft, die zu einem Zentrum gewerkschaftlicher und politischer Aktivität wird.
Wahl zum Parteivorsitzenden der Bremer SPD.

1900-1905

Ebert wird in die Bremer Bürgerschaft gewählt und führt deren sozialdemokratische Fraktion. Zur gleichen Zeit ist er Arbeitersekretär.

1904

Als Präsident des in Bremen tagenden Parteitages der SPD wird er einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

1905

Sekretär des Vorstands der SPD in Berlin, er siedelt dorthin über.

1912

Er wird für den Wahlkreis Elberfeld-Barmen in den Reichstag gewählt.

1913

20. September: Nach dem Tod August Bebels wird Ebert auf dem Parteitag in Jena gemeinsam mit Hugo Haase zum Parteivorsitzenden gewählt.

1914

Ebert wird im Urlaub von der "Juli-Krise" überrascht. Er reist zusammen mit dem Parteikassierer Otto Braun nach Zürich, um im Fall eines SPD-Verbots eine Auslandsleitung aufzubauen. Er befürwortet die Kriegskredite, während Haase sie ablehnt.
6. August: Sechs Tage nach Kriegsbeginn kehrt Ebert nach Berlin zurück und übernimmt gemeinsam mit Haase die Parteiführung.

1916

11. Januar: Nach dem Rücktritt Haases wird Ebert neben Philipp Scheidemann Vorsitzender der SPD-Reichstagsfraktion. Aufgrund seines Vorsitzes in Parteivorstand, Parteiausschuss und Reichstagsfraktion gewinnt er maßgeblichen Einfluss in der SPD.

1917

April: Wegen der Differenzen in der Frage der Kriegskredite kommt es zur Abspaltung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) und des linksradikalen Spartakusbunds.

1918

Januar: Bei Ausbruch der Berliner Januarstreiks tritt er der Streikleitung bei und bemüht sich um eine schnelle Beilegung des Ausstands. Er wird von links als "Arbeiterverräter" und von rechts als "Landesverräter" beschimpft.
4. Oktober: Mit den verfassungsändernden Gesetzen ist ein Hauptziel der Sozialdemokraten, die Parlamentarisierung im Reich, erreicht. Ebert tritt für den Erhalt der Monarchie ein.
9. November: Prinz Max von Baden verkündet die Abdankung des Kaisers Wilhelm II. und überträgt Ebert als Führer der stärksten Reichstagspartei das Amt des Reichskanzlers.
10. November: Bildung des Rats der Volksbeauftragten aus Führern der SPD und der USPD. Ebert und Haase (USPD) sind gleichberechtigte Vorsitzende. Ebert tritt für sofortige Wahlen zur Nationalversammlung ein.
Sein Bündnis mit der Obersten Heeresleitung (OHL) unter General Wilhelm Groener soll die Revolution eindämmen.

1919

11. Februar: Die Nationalversammlung wählt Ebert zum vorläufigen Reichspräsidenten.
Ebert unterstützt das gewaltsame Vorgehen des Reichswehrministers Gustav Noske gegen streikende, demonstrierende und revoltierende Arbeiter.
21. August: Vereidigung zum Reichspräsidenten.

1922

24. Oktober: Der Reichstag verlängert die Amtszeit Eberts mit verfassungsändernder Mehrheit bis zum 23. Juni 1925.

1924

23. Dezember: Im Prozess wegen seiner Beteiligung am Berliner Januarstreik von 1918 wird im juristischen Sinne festgestellt, daß Ebert Landesverrat begangen habe.

1925

28. Februar: Friedrich Ebert stirbt an einer verschleppten Blinddarmentzündung in Berlin und wird in Heidelberg beerdigt.

Vorgeschichte
Auf dem Gelände des heutigen Ebertparks war früher einmal der Riedsaumpark. In diesem Park dominierten Schuttabladeplätze, Sumpf- und Schnakenlöcher und mit Schilf bewachsene Wassertümpel.

Ursprünglich hätte nach Plänen von Oberbürgermeister Weiß (1920) auf diesem Gelände ein Stadion entstehen sollen. „Inflationsschwierigkeiten“ ließen dieses Vorhaben scheitern.

Das Tiefbauamt schlug 1922 vor, die seit Jahren bestehenden „Wasserlöcher“ im Riedsaumpark zu beseitigen und die Fläche einzuebnen. Vor allem die Nähe des städtischen Krankenhauses sprach dafür, die Brutstätten einer regelmäßig auftretenden Schnakenplage endlich zu entfernen. Doch der Widerstand einiger Grundeigentümer brachte dieses Anliegen erneut zu Fall.

Ende 1924 bekam die Stadt das Angebot von dem pfälzischem Gartenbauverband, im folgenden Jahr eine süddeutsche Gartenbauausstellung auszurichten. Man hoffte alle finanziellen Mittel für dieses Projekt zu erhalten. Die Stadt nahm das Angebot an, und konnte somit auch die hohe Arbeitslosenzahl durch Notstandsarbeit senken. Außerdem sollte das Gelände zur Erholungsstätte für die Industriestadt werden.

Rund 700 Mann waren in zusammen 85 000 Tagschichten mit der Einebnung beschäftigt. Es wurden Kanäle und Abzugsgräben angelegt und zur Erschließung wurde eine neue Straße – die heutige Ebertstraße – erbaut. Auch eine Straßenbahnlinie wurde eingerichtet.

In nur 75 Tagen bis zur Eröffnung der Ausstellung am 28. Mai 1925 gestaltete dann der Verband die gärtnerischen Anlagen, insbesondere das auch heute bestehende Gelände zwischen Eingang und Turmrestaurant mit dem Sternbecken.

Es entstanden zwei große Ausstellungshallen, das Turmrestaurant, mit einer an der Rückseite angebauten Freilichtbühne, ein Gartencafe und das mit Wandgemälden des Malers Willy Weber ausgestattete Pfälzer Weinhaus.

Mit der Gartenausstellung waren eine Landwirtschafts- und Gewerbemesse sowie eine Kunstausstellung und ein pfälzisches Turner- und Sängerfest verbunden. Diese Serie attraktiver Veranstaltungen fand vom 28. Mai 1925 bis Anfang Oktober statt.

Danach blieb der Stadt der nach dem gerade verstorbenen Reichspräsidenten Ebert benannte Park als repräsentative Grünanlage, ein Gewinn für die graue Industriestadt.

Die Gesamtkosten betrugen 3,6 Mio. Mark für die Stadt.

Geschichte
In den folgenden Jahren wurde der Park nach Süden erweitert. Der Schwanenweiher entstand, ein Kindererholungsheim wurde angelegt, und vor dem Haupteingang entstand bis 1929 die von der GAG errichtete Ebertsiedlung. Die große Halle im Park wurde Schauplatz zahlreicher Ausstellungen. Das Freigelände davor war ein beliebter Schauplatz für politische Kundgebungen. 1930 und 1936 sprach hier Adolf Hitler vor Tausenden von Menschen.

Die Nationalsozialisten benannten die Anlage in „Hindenburg Park“ um. Die Ebertstraße wurde zur Adolf-Hitler-Straße.

Bis zu Kriegsbeginn wurde der Park um einen Tierpark und Sportplatz erweitert. Um 1935 plante man, den Park zum Zentrum einen großen „Grüngürtels“ von Oppau bis zum Rhein zu machen.

In den folgenden vier Jahren wurde die schöne Anlage von Bomben zerstört und die Ausstellungshalle brannte ab. Die übrigen Gebäude wurden schwer beschädigt. Eine Zeitlang waren es keine Blumen, sondern Kohlpflanzen, die dort für die Not leidende Bevölkerung angepflanzt wurden.

Erst später begann man mit der Wiederherstellung der gärtnerischen Anlagen. Seit 1950 lebte das Parkfest, das 1904 einst im Stadtpark am Rhein „geboren“ worden war, hier wieder auf und wird bis heute hier gefeiert. In den fünfziger und sechziger Jahren wurden hier Maikundgebungen des DGB, politische Demonstrationen und Freiluftveranstaltungen jeglicher Art abgehalten. Der Park lockte sehr viele Besucher an. Am Südende des Parks entstand ein großer Spielplatz.

Anfang der 60er Jahre verlor dann der Park an Attraktivität. Das Freizeitverhalten änderte sich durch das Fernsehen und die Massenmotorisierung. Auch wurde eine Reihe von Veranstaltungen in die seit 1965 bestehende Eberthalle verlegt.

Zum 50-jährigem Jubiläum wurde der Park noch um eine Kneipp-Anlage, einige Mammutbäume, einen Blinden- und dem Rosengarten erweitert. Seit 1970 suchten immer häufiger Zerstörungswütige die Anlage heim, und der Sturm in Jahr 1998 verursachte ebenfalls schwere Schäden.

Doch der Ebertpark ist immer noch eine architektonisch und gärtnerisch interessante Anlage, eine wirklich schöne „grüne Lunge“ der Stadt.

Im Verlauf des 2. Weltkrieges erlitt der Ebertpark übergroße Schäden. Der Park galt als ein fast hoffnungsloses Erbe, unzählige Bomben hatten fast alle Gebäude zerstört, das Erdreich zerwühlt, die Fruchtbarkeit des Bodens vermindert und viele wertvolle Parkbäume vernichtet oder beschädigt. Die Wiederherstellung des Parkes ging bis zu der Währungsreform nur sehr schleppend vorwärts.

Bis heute sind die damals vorgesehenen Wiederaufbaupläne in die Tat umgesetzt.

Der Wiederaufbau des Ebertparkes kann seit 1950 bis zum heutigen Tage in drei Zeitabschnitte gegliedert werden:

Erste Phase :

1950 – 1955

- Haupteingang (1)

- Turmrestaurant (9)

- Konzertmuschel mit Konzertgarten (8)

- Waldstaudengarten (4)

- Spielplätze (5)

1958

- Blindengarten (2) / Lesegarten (7)

1959

- Stelzvogelwiese / Exotenvolieren (6)

Zweite Phase:

1963

- Minigolfplatz (11)

1963 – 1964

- Friedrich-Ebert-Halle (15)

- Quellgarten (12)

1964

- Parkschach (11)

1967

- Parkweiher (3)

Dritte Phase :

1970 – 1975

- Rosengarten (13)

- Rhododendrongarten (10)

Die Friedrich-Ebert-Halle
Schon einmal befand sich im Ebertpark eine Halle – ein langestreckter Bau. Die Holzhalle fiel 1925 einem Luftangriff zum Opfer. Danach fasste der Rat der Stadt den Beschluss, eine neue Halle zu errichten.

Als Mehrzweckhalle gedacht, sollte sie nicht nur Ausstellungen dienen, sondern auch die Abhaltung von Kongressen und Sportveranstaltungen, die Verlegung von Freiluftveranstaltungen des Ebertparks bei schlechter Witterung unter ein schützendes Dach ermöglichen.

Bei dem umfangreichen Raumprogramm bestand die Gefahr, dass der Park durch den sich ergebenden großen Baukörper eine erhebliche Beeinträchtigung erfahren könnte. Eine kompakte Bauform schied daher von vornherein aus, die Forderung nach Leichtigkeit und Schwerelosigkeit war unüberhörbar.

Für die Überdeckung der großen Hallenfläche boten sich eine moderne Konstruktion an, die diesem Prinzip der Leichtigkeit und Schwerelosigkeit entsprach.

Der Chefingenieur der Firma Dyckerhof & Wildmann, Dr. Ulrich Finsterwald, München, und der Architekt Professor Dr. Roland Rainer, Wien, mit ihren Mitarbeitern entwickelten den Plan für die Halle. Besonderheit: Randbalken des Baus sind innen hohl und enthalten Zu- und Abluftkanäle zur Heizung und Kühlung der Halle.

Die Halle, die bei kleinem Podium ca. 4300, bei freiem Handballfeld ca. 2500 Sitzplätze bietet und Sportler- und Künstlergarderoben, Arztraum, Depot, Büros, Konferenzräume, Kassen, Garderoben- und Foyerhalle, einen Betriebshof, ölgefeuerte Hochdruckwarmwasserheizung, Lüftung, Kühlung, Beleuchtungsanlage und Lautsprecheranlagen enthält, hat ca. 8100000 DM Gesamtbaukosten, einschließlich der Außenanlagen verursacht.

Größter Wert wurde auf die Variabilität gelegt, so können beispielsweise die Garderoben jederzeit als Ausstellungskojen Verwendung finden. Die Klimaanlage ist regelbar, je nach Art der Veranstaltung. Eine Küche für Massenbewirtschaftung mit Kühlräumen sorgt für leibliche Genüsse ebenso wie die zwischen Foyer und Halle eingebaute Büffetwand mit ihren zum Teil auch fahrbaren Büffettischen.

Die Halle kann, wie bereits gesagt, nicht nur für große Kongresse und Kundgebungen Verwendung finden, wobei bewegliche Tribünen zusätzlich Innenraumformen ermöglichen, sondern auch Ausstellungen und Hallensportveranstaltungen dienen, so u. a. Tennis, Handball, Radball und Kunstradfahren, Kunstturnen, Eisrevuen und Kunsteislauf, Boxen und Ringen. Auch Unterhaltungsveranstaltungen sind möglich. Dabei kann auch auf einer Tribünenseite, wenn erforderlich, eine Bühne aufgebaut werden.

Späterhin ist eine Erweiterung des Parkes in nördlicher Richtung vorgenommen worden, so dass im Endzustand die Halle ein organischer Bestandteil des Parkes ist.

 

Vergleich von früher und heute

Der Haupteingang

Der Eingangsbereich mit Sternbecken

Die Konzertmuschel

Das Turmrestaurant

Quellen
- Herbert Baum, Geheimnisvolles Ludwigshafen
- Siegfried Fauck, Ludwigshafen, so wie es war
- Stadtarchiv Ludwigshafen
- Geschichte des Ebertparks, aus dem Archiv von Peter Nauert
- 50 Jahre Ebertpark 1975

 

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