Das Leben in der Oberstufe

Anna Salomon, MSS 11

In der 5. Klasse bewunderte ich immer die Großen. Die, die immer Freistunden zwischendrin hatten und sogar das Schulgelände verlassen durften. Mir war bewusst, dass ich noch viele Schuljahre erleben würde, bis ich ebenfalls in der Oberstufe bin.

Heute bin ich Schülerin der MSS 11 und frage mich, wo die Zeit geblieben ist. In den Sommerferien hatte ich mir schon viele Gedanken darüber gemacht, wie sich der Unterricht und das Verhalten der Lehrer ändern wird. Ehrlich gesagt, war ich sehr aufgeregt, als ich am ersten Schultag zum ersten Mal die Schüler meines Stammkurses und den Stammkursleiter kennenlernte. Doch dadurch, dass ich in der Mittelstufe mit Vielen aus den anderen Klassen zutun hatte und ich alle ziemlich gut kannte, war ich erleichtert.

Der Stundenplan erregte großes Aufsehen. Jeder von uns hatte mindestens einmal in der Woche 10h Unterricht. Wir waren alle geschockt und schon sofort genervt, da wir in der Mittelstufe schon nach der 7. Unterrichtsstunde müde und kaputt waren. Ich habe großes Glück mit meinem Stundenplan, da ich morgens meine Freistunden habe, sodass ich so ziemlich jeden Morgen ausschlafen kann. Manche meiner Freunde haben z.B. mitten im Schultag 3h frei und können nicht nach Hause fahren, da sie zu weit weg wohnen. An die 10h Schule gewöhnt man sich relativ schnell, man ist zwar ziemlich erschöpft, aber nach und nach lernt man, trotzdem noch im Unterricht aktiv zu sein.

Den Unterricht habe ich mir allerdings anders vorgestellt. Durch Erzählungen von manchen jetzigen 12ern dachte ich, dass die Lehrer viel strenger sind und ihre Themen gnadenlos durchziehen. Doch ich kann ehrlich gesagt keinen Unterschied zum Unterricht der Mittelstufe erkennen, außer dass man immer mit verschiedenen Leuten im Kurs ist. Das finde ich gar nicht mal so schlecht, da man immer Abwechslung hat.

Was sind noch Unterschiede zwischen Mittel- und Oberstufe? Man hat das Empfinden, dass die Lehrer alles viel entspannter sehen. Es scheint ihnen egal, ob man mal zu spät kommt oder die Hausaufgaben mal nicht gemacht hat. Auch die Umstellung von Noten zu Punkten macht erstmal viel aus – man bekommt einen Test zurück und sieht eine 1- oder 2stellige Zahl als Endnote. Am Anfang ist das eine ziemliche Umstellung, da man erst rechnen muss, welche Note mit den Punkten überhaupt gemeint ist. Aber ich bin mir sicher, mit der Zeit wird einem das nicht mehr so schwer fallen. Was auch noch ziemlich praktisch ist, ist das MSS-Zimmer. Ein Aufenthaltsraum für die Oberstufler, mit Sitzgelegenheiten zum Entspannen und Tischen zum Hausaufgabenmachen. Allerdings ist der Raum sehr dreckig und die Luft sehr stickig. Deswegen verbringen wir unsere Pausen so oft wie möglich im Freien.

Zu der Oberstufe gehören natürlich auch die 3 Leistungskurse. Die Fächer die man 5-6h in der Woche hat und über die man sich in der 10. Klasse tagtäglich den Kopf zerbrochen hat. Mir fiel es schwer, mich damals zu entscheiden, in welchen Fächern ich mein Abitur schreiben will, da ich mir zu viele Gedanken machte, ob ich dem hohen Leistungsdruck gewappnet bin. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass ich genau die richtigen Entscheidungen getroffen habe – ich bin super zufrieden mit meinen Kursen und werde vor den Herbstferien auch nicht die Möglichkeit nutzen, diese umzuwählen.

Wenn ich an einer Umfrage teilnehmen würde, in der man beantworten müsste, ob man Oberstufe oder Mittelstufe besser fände, würde ich mich für die Oberstufe entscheiden. Ich habe das Gefühl, dass in der MSS alles viel entspannter ist. Man wird reifer, man lernt mit Verantwortung umzugehen und ist teilweise viel auf sich alleine gestellt. Man ist auch nicht mehr auf die Schüler seiner Klasse fixiert, sondern hat auch mal Kontakt mit anderen, die nun mit einem im Kurs sind. Ich weiß, dass das bis jetzt noch alles ziemlich einfach scheint, aber mir ist bewusst, dass ich mich für jede Note anstrengen muss, um ein gutes Abitur zu erhalten.

Mittlerweile aber kann ich bestätigen, dass die Oberstufe wohl doch nicht so einfach ist, wie sie zuerst gewirkt hat. Denn jetzt ist gerade die Zeit der Kursarbeiten, sodass man sich in jeder Woche für mind. 2 Kursarbeiten vorbereiten kann. Wenn man sich in der MSS 11 umhört, wie sie mit der Umstellung von 10. In 11. Klasse zurechtkommen, bekommt man gefühlt von der halben Stufe die Antwort, dass sie mit der Umstellung ziemlich überfordert sind. So geht es auch im Moment mir, da wir wöchentlich viele Kursarbeiten oder Tests schreiben, lange Unterricht haben und noch Hausaufgaben aufhaben.

 
 

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