Zur Geschichte der WHG-Medien-AGEine fast unglaubliche Erfolgsstory

von Karl-Ludwig Kemen und Dr. Gerhard Laubscher

25 Jahre Medien-AG als medienpädagogische Herausforderung

Als der Startschuss für die Privatisierung und Kommerzialisierung des Rundfunks 1984 in Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen unter dem damaligen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Bernhard Vogel, zu Beginn der Ära des Bundeskanzlers Helmut Kohl gegeben wurde, waren auch Schüler des Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasiums (WHG) in Ludwigshafen-Edigheim rechtzeitig vor Ort und nicht zufälligerweise mit von der Partie.

Die Teilnehmer eines Grundkurses und eines Leistungskurses Bildende Kunst realisierten kurz vor ihrem Abitur, es war das erste an diesem jungen Gymnasium, einen für schulische Verhältnisse äußerst aufwendigen und anspruchsvollen „Spielfilm“ mit dem Titel „Kunst, Können, Wollen“. Nach allen Regeln der Filmkunst wurden ein Exposé und ein Treatment geschrieben, ein differenziertes Drehbuch entwickelt und ein aufwendiges Storyboard gezeichnet. Mit einer der ersten damals auf dem Markt erhältlichen portablen Videoausrüstungen, die sich der engagierte Kunstlehrer privat zugelegt hatte, ging man ans Werk. Außendrehs, das hieß für uns Drehorte außerhalb der Schule, waren die Regel: das Wilhelm-Hack-Museum, verschiedene Wohnungen und Straßen der Stadt Ludwigshafen. Der Film, der auf der Grundlage des Lehrplans die nationalsozialistische Ästhetik und ihre Langzeitwirkung thematisiert, löste damals erfreulich heftige Diskussionen aus. Auf den Videofilmtagen des Landes Rheinland-Pfalz in Koblenz wurde er dann auch in der Kategorie Schule mit einem 1. Preis ausgezeichnet. Das war sozusagen der Auftakt für die Erfolgsgeschichte einer schulischen Arbeitsgemeinschaft, die sich von Anfang an als fernsehproduzierende und journalistisch engagierte Medien-AG verstand und sich nicht auf eine sogenannte „Video-AG“ reduzieren lassen wollte. Ein markanter Unterschied, der Folgen zeitigen sollte. Verzeichnet darf auch werden, dass der damalige Schülerregisseur Edgar Kroll, der sich beim Editieren des Films in der AKK (Anstalt für Kabelkommunikation) trotz des Abi-Stresses die Nächte um die Ohren schlug, später auch unter Tom Tykwer („Der Krieger und die Kaiserin“ aus dem Jahre 2000) und anderen bekannten Filmregisseuren als Set-Aufnahmeleiter reüssierte.

Fast 25 Jahre später besuchten nun andere Schüler und Schülerinnen im Rahmen des bisher größten medienpädagogischen Projektes des Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasiums zwecks eines Interviews Albrecht Müller in Pleisweiler in der Pfalz, um ihn bezüglich des Problems der inzwischen eingetretenen Kommerzialisierung und Ökonomisierung fast aller Lebensbereiche unserer Gesellschaft zu befragen. Albrecht Müller, studierter Nationalökonom, war in den 70er Jahren Ghostwriter des Wirtschafts- und Finanzministers Karl Schiller, Wahlkampfleiter unter Willy Brandt und Leiter der Planungsabteilung des Kanzleramtes unter Bundeskanzler Helmut Schmidt. Gemeinsam mit Helmut Schmidt versuchte er seit 1978 die Privatisierung und Kommerzialisierung des Rundfunks mit Hinweis auf die Gefahren, die man in den USA im Detail beobachten und studieren konnte, zu verhindern, wie die Schüler in ihrem Interview von ihm erfuhren. Heute setzt er sich auf der Website www. nachdenkseiten.de mit anderen Mitstreitern mit großem Engagement für die Etablierung einer aufgeklärten Gegenöffentlichkeit ein.

Was verbindet diese beiden Stationen der WHG-Medien-AG? Es ist der Auftrag der Schaffung von Gegenöffentlichkeit im Markt der freien Presse und der Massenmedien, wie er in den Statuten der Offenen Kanäle in der BRD grundgelegt ist. Seit ihrem Bestehen haben sich die Medien-AG und später Humboldt-TV diesem Anliegen gewidmet. In Zeiten medialer Großmächte und des Missbrauchs von Medienmacht müssen Schulen nicht nur für Medienkompetenz beim einzelnen Schüler sorgen, sondern auch für eine autarke und funktionierende schulische Gegenöffentlichkeit in den Medien, dies auch deshalb, um der grassierenden Politikverdrossenheit der Jugend zu begegnen und der öffentlichen Meinungsbildung und Meinungsäußerung auf die Sprünge zu helfen.

Sinnvoll wäre es, wenn die Medien-AG in Zukunft die Möglichkeit erhielte, sich über ein Online-Portal deutschland- und das heißt dann auch weltweit mit ihren Videoproduktionen – seien es Live-Sendungen oder Interviewaufzeichnungen oder andere Formate – an die Öffentlichkeit zu wenden. Warum ist dies erstrebenswert? Deshalb, weil Fernsehen, und das ist ja die Profession der WHG-Medien-AG, will sie ein Sender sein, tendenziell auf Unbegrenztheit angelegt ist. Durch das Internet ist diese Möglichkeit entstanden. Das Internet ist in diesem Sinne eine mediale Basis für demokratische Freiheit.

Ja, wird man nun fragen, wie ist die WHG-Medien-AG überhaupt in diese Lage gekommen? Sind das nur utopische Ansprüche und unausgegorene Ideen? Oder haben diese Ziele eine Basis in der realen Geschichte der WHG-Medien-AG?

Wenn man den damaligen Schülern, die an den Medienprojekten aktiv mitgearbeitet haben, Glauben schenken darf, hat ihnen die Medienarbeit am Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasium nicht nur viel bedeutet, sondern auch Kraft fürs Leben gegeben und in manchen Fällen sogar Lebenswege konstelliert (vgl. z. B. im Wirtschaftsmagazin brand eins/Nr. 5/2008 den Artikel „Wege und Umwege“).

Carla Köhler (Abitur-Jahrgang 2001), die heute als promovierte Juristin in einer Redaktion bei 3Sat arbeitet und Sendungen mitentwickelt, hat den intensiven Wunsch einmal Tagesschausprecherin zu werden. Dieser Wunsch entstand auf der Grundlage der Erfahrungen, die sie als Moderatorin bei Humboldt-TV sammeln konnte.

Und die Schüler des Abitur-Jahrgangs 1987 sind stolz darauf, im Rahmen der Sendereihe „Schule stellt sich vor“ 1986 die erste vollkommen von Schülern gestaltete Live-Sendung in Rheinland-Pfalz realisiert zu haben. Das alles führte dann dahin, dass am Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasium die 1. Schulmedientage von Rheinland-Pfalz abgehalten wurden.

Der größte Motivationsschub für die WHG-Medien-AG erfolgte aber 1998, als die Schule infolge der Unterstützung durch die Stadt Ludwigshafen, welche die Leistungen der WHG-Medien-AG in den zurückliegenden Jahren wohlwollend registriert hatte, ihr eigenes TV-Studio erhielt. Dieses Studio beflügelte natürlich alle Kräfte, und so entstand das Videomagazin „Humboldt-TV“, das mittlerweile 50 Folgen gesendet und der ganzen Schulgemeinde (Schüler, Eltern, Lehrer) und der Öffentlichkeit unvergessliche Einblicke in das Leben der Schule geschenkt hat. Ein Mitarbeiter des ZDF, der für die Sendung „Weltthemen“ in der ganzen Welt unterwegs war, fand unsere schulische Produktionseinheit so toll und ungewöhnlich für Schulen, dass das ZDF auf uns aufmerksam wurde.

Und so kam es, dass wir 2004 auf Vermittlung des ZDF eine Schulpartnerschaft mit der amerikanischen Germantown High School in Memphis/Tennessee schlossen, einer Schule, die über einen eigenen Sender verfügt und täglich ein volles Fernsehprogramm ausstrahlt. Als die Teilnehmer der Medien-AG zum ersten Mal in Germantown waren, titelte die dortige Presse: „TV- universal language for youths“. Damit traf sie den Nagel auf den Kopf und auch den Nerv der Zeit. Heute aber müsste man diesen Tatbestand auf das Internet erweitern und, wie ein weiterer Interviewpartner, Prof. Dr. Rafael Capurro, gegenüber unseren Moderatorinnen vor kurzem feststellte, sagen, dass die gegenwärtige Jugend „digital born“ sei, mit allen guten und negativen Folgen.

Rückblickend dürfen wir aber feststellen, dass der Neujahrsempfang des Ministerpräsidenten 2005 im Pfalzbau in Ludwigshafen hinsichtlich der Anerkennung der am Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasium geleisteten medienpädagogischen Arbeit für uns den bisherigen absoluten Höhepunkt darstellt, weil wir als Schule neben anderen wichtigen Partnern gleichberechtigt auftreten durften und auch so gewertet wurden. Die normalerweise unterbewertete Schule erschien plötzlich gleichwertig, gar als Partner. In Zeiten einer völligen Fehlentwicklung der Maßstäbe (vgl. Finanzkrise September/Oktober 2008) muss darauf hingewiesen werden. Vielleicht ist die Schule als solche und auch die medienpädagogische Arbeit am Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasium höher einzustufen, als manch anderer Vorgang in der Republik und darum auch auf eine besonders deutliche Weise zu fördern.

Das derzeit laufende Medien-Projekt „Wa(h)re Bildung. Oder: Die Folgen des Neuen Kapitalismus“ im Rahmen der 2. Edigheimer Gespräche brachte einen ehemaligen Schüler aus den Reihen der Medien-AG, der heute als leitender Ingenieur bei einem bedeutenden  Luftfahrkonzern arbeitet, in einer E-Mail zu der begeisterten Feststellung: „Manchmal wär ich noch einmal gerne Schüler….und jetzt wohl das Spannendste, was jemals am WHG lief…(außer „Schule stellt sich vor“, das war einmalig…)“. Da dürfte er wohl nicht unrecht haben, denn dieses Projekt wird u. a. auch den Finger tief in die Wunde und gesellschaftliche Schwachstelle legen, die durch eine mediale Fehlentwicklung in den letzten Jahrzehnten – mit noch unabsehbaren negativen Folgen, ähnlich der gegenwärtig sich ereignenden Finanzkrise, u. a. auch für die Schüler, Eltern und Lehrer – entstanden ist und bei der 10. Verleihung der Deutschen Fernsehpreise durch Marcel Reich-Ranicki kritisch auf den Punkt gebracht und im Anschluss daran von Elke Heidenreich noch einmal verschärft dargestellt wurde: „Totale Verblödung!“ Ein solcher Eklat rüttelt zwar auf, lässt aber unbeachtet, dass es längst kritische Diskurse in Europa und den USA gibt, die auf einer äußerst fundierten theoretischen Basis stehen und auch den notwendigen Versuch wagen, eine integrale Theorie gesellschaftlicher Zustände am Beginn des 21. Jahrhunderts zu liefern. Es lohnte sich deshalb, den französischen Philosophen Bernard Stiegler und sein Denken auch in Deutschland wahr- und ernst zu nehmen (B.Stiegler, Die Logik der Sorge. Verlust der Aufklärung durch Technik und Medien, Frankfurt am Main 2008). Angesichts einer gigantischen Aufmerksamkeitsvereinnahmung und der strikten Kanalisierung der menschlichen Libido im Rahmen einer total ökonomisierten und kommerzialisierten Welt, fordert er, die Psychotechnologien (wozu insbesondere das Fernsehen zählt) und das Marketing, die das menschliche Bewusstsein zerstören, durch eine Noopolitik (eine Politik des Geistes und eine Industriepolitik der Geistestechnologien) zu ersetzen, um den Menschen eine zweite Aufklärung näher zu bringen und die historisch erkämpfte Mündigkeit zu retten. Letztendlich geht es um die Rettung der Demokratie vor einer absolut gewordenen Telekratie. Das ist der Clou! Und hier liegt Stiegler nicht weit entfernt von Al Gore und dessen Einsatz, in der Digitalisierung und dem Internet einen New Deal zu sehen (A. Gore, Der Angriff auf die Vernunft, München 2007). Die Freiheit und die Möglichkeiten, die das Internet bieten, sind gegen die Programmindustrien zu verteidigen. Dies sieht auch der Philosoph und Professor für Medienethik, Rafael Capurro, so, weshalb er sich auch den Schülern der WHG-Medien-AG für ein Interview in seiner Wohnung in Karlsruhe zur Verfügung stellte und im Rahmen der 2.Edigheimer Gespräche der schulischen Öffentlichkeit – und über die uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten des Fernsehmachens und des Internets dann der gesamten Öffentlichkeit – über seine Vorstellungen über das Leben im digitalen Zeitalter Auskunft geben wird (www.capurro.de).

Medienpädagogische Arbeit also, wie sie in der WHG-Medien-AG und bei Humboldt-TV seit Jahrzehnten geleistet wird, dient der Mündigwerdung des Einzelnen und der Demokratisierung der Gesellschaft insgesamt. Medienkompetenz ist in diesem Zusammenhang ein notwendiger und unabdingbarer Baustein, aber deshalb auch kein Selbstzweck! (vgl. Karl-Ludwig Kemen, „Schul-Medien-Pädagogik“, in: PZ-Information, Heft 3, 1988)

 

Organisation und Struktur der Medien-AG im Rahmen des Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasiums

Die Medien-AG erfüllt im Wesentlichen drei Funktionen:

  • Schulintern ist die Medien-AG das inzwischen eindeutig bedeutendste Instrument zur Informationsvermittlung der schulischen Entwicklungen am WHG geworden. Praktisch jedes wichtige kurzfristige Ereignis, aber auch jeder wichtige langfristige Prozess am WHG wird von der Medien-AG aufgegriffen, und per Humboldt-TV (und durch den Offenen Kanal Ludwigshafen im Kabelnetz) als Nachricht, Diskussionsbeitrag oder Film gesendet, und damit allen interessierten Schulpartnern (Schüler, Lehrer, Eltern, Ehemalige) zur Verfügung gestellt. Zusätzlich werden die wichtigsten Nachrichten auf der Homepage des WHG (www.whg-lu.de) gespeichert und dienen sozusagen als Chronik der Schule.
  • Nach außen ist die Medien-AG wohl das bedeutendste Aushängeschild, eine Art Alleinstellungsmerkmal unseres Gymnasiums geworden. Wir sind deshalb auch immer wieder Ansprechpartner von vielen Institutionen, Vereinen und Initiativen aus der näheren, manchmal auch weiteren Umgebung geworden. Mit einigen Gruppen (Ludwigshafener Ärzte, evangelische Kirche, Gemeinde Oppau-Edigheim, usw.) verbindet uns eine schon jahrelange vertrauensvolle, freundschaftliche und erfolgreiche Zusammenarbeit. Wir haben inzwischen mehr Anfragen als es das Zeitbudget der Mitglieder und betreuenden Lehrer zulässt. Nicht zu vergessen ist die erlesene Schar von bedeutenden Persönlichkeiten aus fast allen Bereichen des Lebens (von der Oberbürgermeisterin bis zum Universitätsprofessor, vom Polizeikommissar bis zum Popstar), die sich entweder bei Außeneinsätzen oder sogar in unserem schuleigenen Studio zu Interviews und Diskussionen zur Verfügung stellten und sich durchweg positiv bis euphorisch zur Arbeit der Schüler äußerten.
  • Pädagogisch ist die Medien-AG eine ständige Herausforderung, heranwachsende Schüler mit ihren privaten und schulischen Erfahrungen und Problemen jene Fertigkeiten  zu vermitteln, die ihnen als Erwachsene zugute kommen sollen: Teamfähigkeit, Verantwortungsbereitschaft, Bereitschaft zum Engagement, professionelle Einstellung in schwierigen Situationen, ständige Lernbereitschaft. Wie ehemalige Mitglieder immer wieder betonen, ist es die Arbeit in der Medien-AG gewesen, die sie bei Bewerbungsgesprächen sicherer, bei Vorträgen und Diskussionen an der Universität schlagfertiger, bei Gruppenarbeit souveräner gemacht hat. Im Rückblick sind es jeweils die Aktionen mit der Medien-AG (sei es der Kunstfilm in den 80er Jahren, die Aktionen im Arbeitsamt in den 90er Jahren oder der Austausch mit amerikanischen Schülern, um nur einige zu nennen), welche im Gedächtnis der Ehemaligen von ihrem Schulleben besonders haften geblieben sind und ihrem Lebensweg eine wichtige Wendung gegeben hat, gleichgültig, ob dieser Weg sie in den Medienbereich im engeren Sinn führte oder in eine andere verantwortungsvolle Position.

Wie funktioniert die Medien-AG intern?

Typischerweise kann man auf zwei Wege Mitglied der Medien-AG werden:

  • Indem man Interesse anmeldet und sich in Einführungskursen (insbesondere bei den ganz jungen Schülern durch den Lehrer) einfindet und dann anschließend, bei weiter bestehendem Interesse zur Fortbildung bei fortgeschrittenen Schülern der Mittel- und Oberstufe weiterlernt (von Zeit zu Zeit finden dazu auch schulinterne kompakte Weiterbildungskurse statt). Die Nagelprobe erfolgt dann bei konkreten Projekten, in denen sich herausstellt, ob die neuen Mitglieder den zum Teil ungewöhnlichen Arbeitszeiten (manchmal abends, am Wochenende oder in den Ferien) gewachsen sind.
  • Indem der Lehrer vielversprechende Schüler gezielt anspricht und sie relativ schnell mit verantwortungsvoller Arbeit betraut.

Entscheidende Voraussetzung ist auf jeden Fall eine Persönlichkeit, die auch schon in jungen Jahren Ernsthaftigkeit und Respekt für die anderen Mitglieder und auch vor der kostspieligen Technik an den Tag legt. Solisten, die nur ihr eigenes Interesse verfolgen oder Aufschneider, die mit ihrem Status als Medien-AG-Mitglied prahlen wollen, haben auf Dauer keine Chance.

Aber es muss auch erwähnt werden, dass das Schicksal der Medien-AG in ihrer bisherigen Form trotz aller Erfolge an mehreren seidenen Fäden hängt. Folgende Komponenten müssen nachhaltig vorhanden sein und sich miteinander verbinden:

  • Der Schulleiter (letztendlich Hausherr des Studios) muss mit seiner Autorität und seiner inneren Überzeugung die Arbeit der Medien-AG unterstützen.
  • Das Kollegium sollte mit Verständnis auf unvermeidliche Beeinträchtigungen des „normalen“ Unterrichts reagieren, besser noch: die Ressourcen der Medien-AG auf sinnvolle Weise nutzen und weiterentwickeln.
  • Verständnisvolle Eltern sollen die Ambitionen ihrer Kinder wohlwollend begleiten.
  • Fähige Schüler in ausreichender Zahl müssen immer wieder die Lücken schließen können, welche die ausscheidenden erfahrenen Mitglieder hinterlassen.
  • Engagierte Lehrer, die zum Teil finanzielle und zeitliche Selbstausbeutung betreiben, müssen als Leiter und Betreuer die Entwicklung der Medien-AG ständig vorwärts treiben.
  • Die technische und finanzielle Ausstattung muss laufend auf einem Stand gehalten werden, der den unvermeidlichen Verschleiß, aber auch die rasanten technischen Neuentwicklungen auffängt.

Wie das Ganze idealerweise funktionieren könnte, das bekamen wir bei unserer Partnerschule in Germantown bei unseren Besuchen zu sehen. Vieles ist ja gleichartig: hier wie dort technisch und inhaltlich interessierte Schüler, hier wie dort unterstützende Eltern und wohlwollende Unterstützung durch die Schulleitung. Doch der entscheidende Unterschied liegt im Schulsystem, das in den USA den Spielraum für eine fast unbegrenzte Autonomie des Mediensektors im Rahmen der gesamten Schulorganisation bietet, in Deutschland aber durch viele organisatorische Details, vor allem aber durch die vorgegebene starre Fachstruktur einen kühnen Aufbruch fast unmöglich macht.

Dennoch bleibt festzuhalten, dass der Austausch allen Beteiligten eine enorme Erweiterung ihres Horizontes gebracht hat, da neben den traditionellen Programmpunkten  (Kennenlernen von ausländischen Schülern, Einsichten in das fremde Schulsystem, touristische Aspekte) von Anfang an großen Wert auf die gemeinsame Arbeit in unserem Kernbereich, den Medien bzw. den Künsten, gelegt wurde. Erst dadurch führten die vielfältigen Kontakte zu einer ungeahnten Entfaltung und Entdeckung von Persönlichkeiten. Was 1984 in einem ganz kleinen Rahmen gesät wurde, keimte und wuchs zu einer erst lokal beachteten und dann regional führenden und international agierenden Institution heran.

 

 Chronik 

 

 

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