Abraham-Pokal

Wissenschaftliche Exkursion des Lehrerkollegiums „Jüdisches Worms“

 (Synagoge, Raschi-Haus, Jüdischer Friedhof)

Wer auch immer sich intensiv mit jüdischer Kultur und Tradition in Europa auseinandersetzt, kommt nicht umhin auch unsere Nachbarstadt „Wormaisa“ zu besuchen, so der hebräische Name der Stadt Worms, birgt sie doch einzigartige jüdische Zeugnisse aus zehn Jahrhunderten, die zu dem Ehrentitel „Worms = Klein-Jerusalem“ beigetragen habe und die in der jüdische Welt bis heute zu einer erheblichen Ausstrahlung und großen Bekanntheit von Worms beigetragen haben. In Worms bestand in der Zeit von etwa 1000 n.Chr., als jüdische Händler, Kaufleute und Vertriebene aus Südwesteuropa nach Worms kamen, bis in die dunklen Jahre der NS- Diktatur kontinuierlich eine bedeutende jüdische Gemeinde. Im Rahmen der Aktivitäten als diesjähriger Trägerschule des „Abrahampokals“ besuchten daher circa 60 Kolleginnen und Kollegen der WHG die jüdische Synagoge, das Raschihaus und den jüdischen Friedhof in Worms.
Im nördlichen Altstadtbereich, direkt an der ehemaligen Stadtmauer gelegen, besuchte man die Synagoge, die sich in einen Männer- und einen Frauenbau gliedert. Bereits 1034 wurde hier eine erste Synagoge errichtet. Im Jahre 1099 fand durch Kreuzritter eine erste Judenverfolgung statt, bei der 400 Wormser Juden den Tod fanden. 1349 wurden sie fast vollständig ausgerottet, da man ihnen die Schuld an der Pest zuschrieb. Nach Verfolgungen, die immer wieder durch das ganze Mittelalter und die frühe Neuzeit hindurch aufflammten, erhielt die jüdische Bevölkerung im Jahre 1871 mit der Reichsgründung die vollen bürgerlichen Rechte. Aber schon 1942 gab es keine Juden mehr in Worms. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten waren 1934 über 70% der Juden ausgewandert, die übrigen Juden starben in Konzentrationslagern. Die Synagoge brannte in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 aus. Sie wurde im Jahre 1961 wiederhergestellt und beherbergt heute im Frauenbau Gedenktafeln, die an Wormser Juden erinnern, die in Konzentrationslagern ermordet wurden. Das um 1185/86 angelegte Frauenbad (Mikwe) ist dagegen unzerstört erhalten geblieben. Der ersten Synagoge angegliedert war ein renoviertes Lehrhaus (Jeschiwa), wo u.a. einer der bedeutendsten Gelehrten des abendländischen Judentums, Rabbi Salomon ben Isaak, genannt Raschi, aus Troyes (Frankreich) unterrichtet wurde. Er gilt bis heute als einer der größten Thora- und Talmudkommentatoren.
Den Abschluss der Exkursion bildete der Besuch des jüdischen Friedhof, der älteste zwischen 1076/77 und dem frühen 20.Jahrhundert belegte und noch erhaltene jüdische Friedhof Europas, der auch die ursprünglich geplanten Zerstörungen während der NS-Zeit nahezu unversehrt überstanden hat.

Andreas Klaes

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