Abraham-Pokal

„Antijudaismus/Antisemitismus in der deutschen Geschichte“

– Eine Längsschnittuntersuchung im Geschichtsunterricht des Leistungskurses MSS 11

Reichspogromnacht, 9. November 1938 – ein Datum, welches sich in die Seelen von Millionen von Juden eingebrannt hat. Ein Tag, an dem es in Deutschland zu massiven Ausschreitungen gegen Synagogen, jüdische Geschäfte und jüdische Bürger kam.

Der 9. November – ein Tag des Erinnerns, ein Tag des Gedenkens.

Unter diesem Motto machte sich der Leistungskurs MSS 11 des Wilhelm-von-Humboldt-Gymnasiums auf, eine Reise durch die Geschichte der „Judenverfolgung“ bis hin zur Reichspogromnacht 1938 zu unternehmen. Das WHG Ludwigshafen hat es sich zur Aufgabe gemacht, anlässlich des Abrahampokals die christlich-jüdische Zusammenarbeit und Aussöhnung in den Fokus zu stellen und für ein tolerantes und verständnisvolleres Miteinander der Menschen aus unterschiedlichen Religionen und Nationen einzutreten.

Den Schülerinnen und Schülern der Kursstufe 11 wurde verdeutlicht, dass mit der Zerstörung des zweiten Jerusalemer Tempels im Jahre 70 n. Chr. während des Jüdischen Krieges die religiöse Heimat, das religiöse Zentrum des Judentums bis auf die Grundmauern zugrunde gerichtet wurde. Aus diesem Grund musste die jüdische Bevölkerung fliehen und zerstreute sich im Laufe der Jahre, um an neuen Orten in kleinen Stadtvierteln eine neue Existenz aufzubauen (Diaspora).

Die klare Abgrenzung gegenüber dem sich stärker herausbildenden Christentum beeinflusste im Mittelalter das Leben der Juden in enormem Maße. Abgestempelt als reiche und wohlhabende „Mörder Gottes“ kam es im Zuge der ersten Kreuzzugswelle zu fürchterlichen Pogromen, auch und v.a. in unmittelbarer Nähe zu Ludwigshafen (Speyer, Worms, Mainz).
Anhand einer Quelle des jüdischen Chronisten Albert von Aachen über die Ausrottung der Juden in Mainz bekamen die Schüler einen ersten Eindruck vom Judenhass und der Judenfeindlichkeit, die im Mittelalter vorherrschend war. Wichtig war hierbei die klare Unterscheidung der Begriffe „Antijudaismus“ und „Antisemitismus“, da diese Unterscheidung für den weiteren Verlauf eine zentrale Bedeutung einnimmt.

In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts machte sich – ausgehend von den Vereinigten Staaten von Amerika – eine neue Form der Diskriminierung Andersdenkender/Andersfarbiger breit, der Rassismus. Schnell galten auch die Juden als eine eigene, sich von anderen unterscheidende Rasse, von denen es sich galt abzugrenzen.

Zentrum und Zielpunkt der Reihe zum Thema „Judenverfolgung“ war die Reichspogromnacht am 9. November 1938. Aufgrund der Podiumsdiskussion der Ludwigshafener Landtagsabgeordneten Frau Marion Schneid am 9. November am WHG machte sich der MSS Kurs 11 LK auf die Suche nach den Gründen für den zunehmenden Judenhass in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur unter Hitler.

Die Juden wurden im Laufe der Geschichte immer wieder verfolgt; den grausamen Höhepunkt der Verfolgung bildete aber sicherlich die Herrschaft der Nationalsozialisten in Deutschland. 1/3 aller 18 Millionen Juden auf der Welt waren im Jahre 1945 umgebracht worden. Die Juden selbst gaben der Vernichtung in der NS-Zeit den Namen Shoa (Vernichtung).

Um die Stufen nationalsozialistischer Judenverfolgung zu verdeutlichen, wurden den Schülerinnen und Schülern die vier Stationen der Verfolgung näher gebracht.

  • Boykott jüdischer Geschäfte ab dem 1. April 1933 (1833-1935)

  • Nürnberger Rassegesetze (Juden als Bürger zweiter Klasse) > 1935-1938

  • Erste Pogrome und Deportationen (1938-1941)

  • Massenmord an den europäischen Juden (1941-1945)

Der 9. November 1938 – kein zufällig gewähltes Datum, um in der Judenverfolgung eine neue menschenverachtende Stufe zu erreichen. Genau 15 Jahre nach dem (gescheiterten) Putschversuch Hitlers vor der Feldherrnhalle in München wurde der Startschuss für die ersten Pogrome und Deportationen gelegt.

Judenverfolgung – in allen Zeiten der Geschichte wurden die Juden aus den unterschiedlichsten Gründen verfolgt und umgebracht (Reichtum, „Gottesmörder“, fremde Rasse).
Genau deshalb sollte der 9. November 2011 dazu dienen, den Hass und die Brutalität gegenüber Juden nicht mit dem Mantel des Schweigens zu umhüllen.

Dieses Datum zeigt uns Menschen heute ganz klar, wie wichtig es ist, den Menschen anderer Nationen und Religionen mit Respekt und Achtung zu begegnen und für ein tolerantes und verständnisvolleres Miteinander einzutreten.

Der 9. November 1938 – kein Tag wie jeder andere.

Der 9. November 2011 – ein Tag des Gedenkens?

Marco Schweighoffer

 

zurück

| up